Kaum eine Zahlungsmodalität ist für uns Solis so schwer umsetzbar wie die Vorkasse (Vorauszahlung) – aber warum eigentlich?
Kurz und knapp: es geht um Risikominimierung. Denn uns Solis wird grundsätzlich misstraut. Wir könnten ja morgen schon pleite sein und wie kommt die Wirtschaft dann wieder an ihr Geld? Weil reiche Firmen sich wegen ein paar € in die Hosen machen, müssen wir herumdiskutieren, um letztlich festzustellen, dass die Aufträge sowieso nicht nach unseren Bedingungen zustande kommen. Schräge Welt.
Welche Alternativen haben wir? Wir können die Kröte schlucken und uns auf eine Zahlung nach Erbringung der Leistung verständigen, meist wird die Kohle dann innerhalb von 2-4 Wochen überwiesen. Zumindest wenn du nicht geprellt wirst und dann der- oder diejenige bist, der seinem Geld hinterherrennen darf.
An der Stelle übrigens mal kurz gefragt, wo eigentlich meine „Risikominimierung“ ist? Ich habe die Logik noch nicht verstanden, dass eine Behörde, Kapitalgesellschaft oder ein „etabliertes Unternehmen“ vertrauenswürdiger sein sollen als ein Soloselbstständiger oder KMU. Anders formuliert: Wir dürfen also darauf „vertrauen“, dass uns das Geld überwiesen wird, weil… ?
Sorry, aber da vertraue ich grundsätzlich niemandem mehr. Und über Erklärungen wie „wir sind eine Behörde, wir zahlen immer“ kann ich mittlerweile nur noch lachen. 10 Jahre Selbstständigkeit in der Veranstaltungsbranche haben mich etwas anderes gelehrt. Ich wurde nun schon mehrere (!) Male geprellt und guess what: es waren auch Behörden dabei. 😉
Ich sehe gar nicht ein, es den Damen und Herren der Wirtschaft recht zu machen. Da geht’s mir schon fast ums Prinzip. Mein Geschäft, meine Zahlungsmodalitäten. Friss oder stirb. Das Konzept sollte doch im Kapitalismus mehr als geläufig sein. Ich hab keine Lust auf Extrawürste, Zahlungsdienstleister, Mahnverfahren und Inkassobüros. Ich sehe nicht ein mich behandeln zu lassen, als würde ich erst seit gestern am Markt sein. Welch‘ miese Unterstellung, davon auszugehen, dass ich potentiell morgen insolvent sein könnte. Geht’s noch?
Die schlechten Erfahrungen, die ich machen durfte weil ich in der Vergangenheit zu kulant war, reichen für den Rest meines Lebens. Wer sich auf meine Bedingungen nicht einlassen kann und will, der kann sich nach Jemand anderem umschauen.
Oder wie Winston Churchill mal schön sagte: „Konsequent ist, wer sich selber mit den Umständen wandelt.“
Danke für’s Lesen! Das ist meine neue Kolumne und Rant-Ecke: Anfälle³. Hier lasse ich meinem Unmut über gesellschaftlichen Irrsinn freien Lauf. Stets mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen.