„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ – Picasso
Doch ist die Wirkung Kunst und Kultur auch heilend auf uns?
Kunsttherapeuten werden an dieser Stelle sofort „Ja“ rufen. Leider gab es darüber hinaus bis vor kurzem noch keinerlei Studien, die sich mit der systemischen Forschung von der Wirkung von Kunst beschäftigten. Erst ein Bericht der WHO und ein 2015 gegründetes Forschungsinstitut für künstlerische Therapien bringen allmählich Licht ins Dunkel und liefern interessante Ergebnisse.
Der Schlüssel für die positive Wirkung künstlerischer Aktivitäten wie z.B. Malen, Basteln oder die Arbeit mit Stoffen, Plastiken, Ton o.ä. liegt vor allem im Tun selbst. Während wir uns künstlerisch ausdrücken, können wir unverarbeitete Dinge auflösen. So manch ein undefinierbares Problem kann seinen Weg ins künstlerische Medium finden. Dabei ist es vor allem auch die haptische Arbeit, das aktive Fühlen, welches uns körperlich-sinnlich herausfordert. Das ist ein Kontrastprogramm zu unserem sonst sehr verbal-lastigen Alltag.
Wie verhält es sich, wenn die Kunst nicht selbst produziert wird, sondern sie nur in Form von Gemälden o.ä. auf einen wirkt?
Kunst hilft einem immer seinen Horizont zu erweitern und Dinge in Relation zu setzen. Durch die Betrachtung anderer, künstlerischer Wirklichkeiten schauen wir über unseren eigenen Tellerrand hinaus. In Kunsttherapien wird sich deshalb oft der „Projektion“ bedient. Die Entwicklung von künstlerischen Fähigkeiten verbessert die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmungsfähigkeit. Damit lassen sich langfristig auch die emotionale Kontrolle, die Selbsterkenntnis und das Selbstwertgefühl verbessern.
Forscher fanden vor Kurzem heraus, dass Kunst sehr vielfältig auf unserer Gehirn wirkt. Wenn wir ein Gemälde betrachten, dann analysiert unser Gehirn binnen Sekunden die Formen, Linien und Schatten und macht einen Abgleich mit bekannten Mustern. In jedem Gemälde versuchen wir Gesichter zu erkennen. Über die Form hinaus versucht unser Gehirn dem Gesehenen auch eine Bedeutung zuzumessen. Sehen wir ein Bild welches uns besonders gut gefällt, dann verstärkt sich die Durchblutung unseres Gehirns um etwa 10%, das ist vergleichbar damit, wie wenn wir einem geliebten Menschen gegenüber stehen.
Kunst wirkt wie frische Liebe: Dopamin wird ausgeschüttet.
Wenn wir die Kunst selbst produzieren und uns kreativ ausleben, dann lassen sich diese Gefühle noch verstärken. Das künstlerische Schaffen kann in stressigen Situationen helfen, macht einen leistungsfähiger und ausdauernder. Es ist wie eine Art Gehirnjogging. Ähnlich dem Placebo-Effekt, kann auch Kunst sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Übrigens: bereits die Alten Griechen wussten um die heilende Macht der Kunst.
Laut Aristoteles diente sie (im speziellen das Drama) zur Erregung von Affekten: Jammer/Rührung und Schrecken/Schauder, oder, in Lessings Interpretation, Mitleid und Furcht. In der so genannten Katharsis reinigen wir uns von diesen Affekten und werden – hoffentlich – bessere Menschen.
Die Zeit des Museums als „Hüter von Schätzen“ ist längst vorbei.
Heute kümmern sie sich um Bildung und Ausbildung, wollen Teilhabe ermöglichen und benachteiligte Gruppen stärken, sie engagieren sich in Stadtteilarbeit, Urbanistik und anderen soziokulturellen Bereichen. Dabei entstehen große Verantwortungen, welche die gesamte Gesellschaft übernehmen müsste.
Schauen wir in Richtung Musik.
Es gibt seit vielen Jahren schon das Feld der Musiktherapie. Mittels Klängen, Tönen und Rhythmen wird die emotionale Wirkung auf den Körper als therapeutischer Ansatz genutzt. Die Musik wird hier als nonverbales Kommunikationsmedium genutzt. Dinge, die schwer in Worte gefasst werden können, werden so mitteilbar.
Doch klammern wir den therapeutischen Ansatz einmal aus, kann denke ich trotzdem jeder Mensch nachvollziehen, dass selbst das Hören von Musik gewisse Emotionen bei uns auslöst. Sei es ein trauriges Lied, welches uns Tränen in die Augen treibt oder ein richtiger „Party-Hit“, bei dem wir am liebsten vom Stuhl springen und wild mitsingen möchten. Musik verbindet und spendet Trost.
Laut aktuellsten Studien wirkt sich sowohl das Hören von Musik (wie auch das Musizieren) positiv auf die Krisenbewältigung und Stressfähigkeit (Resilienz) während der Corona-Pandemie aus. In einer Befragung mit mehreren tausend Probanden konnte klar herausgestellt werden, dass sie mithilfe der Musik besser durch die Krise kamen und darin Halt fanden.
Viele Gründe um mal wieder selbst kreativ zu werden, nicht wahr?
Quellen:
https://www.freitag.de/autoren/katharina-schmitz/kunst-heilt
https://gedankenwelt.de/die-wirkung-von-kunst-auf-unser-gehirn/
https://idw-online.de/de/news756830
https://www.monopol-magazin.de/muss-kunst-jetzt-alles-heilen
https://www.mpg.de/17278639/musik-resilienz-coronakrise